Wo über Kunst und Kultur gesprochen wird

 

Am 10. Oktober 2019 wird die Ausstellung "WireART #1“ des Scharnsteiner Künstlers Markus Moser im MuFuKu in Weibern eröffnet. Beim zweiten Diskussionsdialog zur Erarbeitung des neuen Kulturleitbildes für Oberösterreich werfen die Diskussionsteilnehmer/innen einen ersten, exklusiven Blick auf die Objekte und Bilder aus Draht des gebürtigen Linzers. Im obersten Stockwerk des Multifunktionellen Kulturraums (MuFuKu) im Gemeindezentrum in Weibern und auch im darunterliegenden Kommunikationsraum, in dem auch die Diskussionsveranstaltung stattfindet, beeindrucken und verblüffen Mosers Werke durch Illusionen, indem sie auch reale Objekte miteinbinden und Grenzen verschwimmen lassen. In diesem besonderen Ambiente finden sich Kunst- und Kulturschaffende und -verantwortliche am Freitag, 20. September 2019 zusammen, um über die Zukunft der Kunst- und Kulturlandschaft in Oberösterreich zu sprechen.

  

Am Tisch links hinten nehmen eine Dame und drei Herren Platz. Martina Murauer ist Mitglied des Gemeindevorstands in Weibern, Andreas Kleinpötzl Mitglied des Gemeinderates ebenfalls in Weibern, auch am Tisch Andreas Murauer, der die Rolle des Gastgebers übernimmt, und Johann Wiesinger vom Haager Heimatmuseumsverein. Sofort kommt man ins Gespräch, und die ersten Fragestellungen kommen auf den Tisch, darüber was die gegenwärtigen Errungenschaften oberösterreichischer Kulturentwicklung sind und auch darüber, was aus Sicht der Diskutierenden Oberösterreichs Kultur so einzigartig und besonders macht. Für Johann Wiesinger ist es „die ungeheure Vielfalt, das breite Spektrum, von Musik über Theater bis zur Volkskultur.“ Darüber ist man sich am Tisch einig, das sollte in jedem Fall bewahrt werden und stellt mit Sicherheit einen USP für Oberösterreich dar. Als effizient sieht man auch gemeinsame Aktionen und eine stärkere Vernetzung innerhalb der Genres und Sparten. „Gleichartige Initiativen zusammenzuführen, schafft es ein größeres Publikum zu erreichen und auch die Kosten teilen sich besser auf“, so Johann Wiesinger. Martina Murauer führt das an einem Beispiel noch genauer aus: „Der Oö. Kultursommer ist ein tolles Beispiel, wie man sich vernetzen kann. Die Angebote sind auf einer gemeinsamen Online-Plattform ersichtlich, das ist eine gute Präsentationsmöglichkeit z. B. für kleinere Bühnen. Als Interessierter kann man neue Angebote kennenlernen. So etwas sollte auch in Zukunft vorangetrieben werden.“

Angeregt wird also schon jetzt in die Zukunft gedacht. So ist es nicht überraschend, dass für Andreas Murauer wichtig ist, nicht nur an der Vergangenheit zu hängen: „Oberösterreich gelingt es kulturell in die Zukunft zu denken, Digitalisierung und Forschung in der Kultur spielen hier eine bedeutende Rolle. Und gleichzeitig wird die Tradition und das Vergangene erhalten und weitergetragen.“

  

Das OÖ. Musikschulwesen ist für Martina Murauer und ihre Diskussionspartner eine große Errungenschaft für das Bundesland. Auch Andreas Kleinpölzl sieht das so: „Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden gleichermaßen musisch ausgebildet, das ist schon etwas Besonderes, das man anderswo z. B. in unserer deutschen Partnergemeinde, in dieser Art gar nicht kennt.“ Und nun ist man am Tisch richtig beim Thema Ausbildung angekommen. Die Schüler/innen der VS Weibern erhalten schon jetzt Instrumentalunterricht, sie können einmal pro Woche Instrumente kennenlernen und sie ausprobieren. Solche Kooperationen könnten noch stärker z. B. in die Nachmittagsbetreuung einfließen und so die musische und kulturelle Erziehung schon früh fördern. Auch darüber herrscht allgemeines Einvernehmen am Tisch. Und wenn man nun schon bei der Entwicklung für die Zukunft ist, heißt es auch den Zugang zu Kunst und Kultur „neu“ zu sehen, damit die Jugend erreicht werden kann: „Soziale Medien als Zugang zu Kultur“, meint Andreas Murauer kurz und präzise. Der Gastgeber weist außerdem noch auf einen für ihn sehr wichtigen Punkt hin: „Man sollte nicht nur in seinem eigenen Sud schwimmen, sondern die Augen offenhalten, was sich anderswo tut, national wie international.“

  

In der kurzen Pause zwischen den Runden beantwortet die begeisterte Musikerin und Sängerin Maria Frank aus Weibern ein paar Fragen, was sie sich für die Zukunft wünscht: „Die Blasmusik hat es vorgemacht, wie Jugendarbeit funktioniert. Auch beim Singen z.B. im Chor brauchen wir Nachwuchs. Die Jugendarbeit in der Musik ganz generell ist mir ein großes Anliegen.“ Und auch Claudia Weitzenböck, Pädagogin aus Thalheim bei Wels, sieht den Generationenwechsel als Herausforderung, für den auch finanzielle Mittel notwendig seien.

  

Nach der ersten Runde formieren sich die Diskussionsrunden neu. An Andreas Maureders Tisch nehmen nun Manfred Roitinger, Bürgermeister der Gemeinde Weibern, Richard Achleitner, Bezirksleiter-Stellvertreter der Landjugend des Bezirks Wels-Land aus Eberstalzell, sowie Stefan Strasser, GR-Ersatzmitglied der Gemeinde Weibern Platz. Bürgermeister Manfred Roitinger ist der Erhalt der vorhandenen und etablierten Strukturen wichtig: „Die Vielfalt, von moderner Kunst bis Brauchtum, die Bildungszentren und Büchereien zu erhalten, das ist wichtig für die Dorfkultur. Auch die Wirtshäuser haben daran einen großen Anteil, wir müssen es schaffen, Kultur(-veranstaltungen) wieder mehr dorthin zu bringen.“ Stefan Strasser hierzu weiter: „Auch in kleinen Gruppen, z.B. in Freundeskreisen wird Kultur gelebt und auch vermittelt, das ist nicht zwingend immer eine große Initiative, das passiert auch im Kleinen.“ Manfred Roitinger meint dazu, es gibt Persönlichkeiten, die regional und in ihrem Umfeld fast schon eine Art „kulturelle Missionsarbeit“ leisten, das ist für die Kulturvermittlung in der Region sehr wichtig. Er denkt dabei z. B. an den ehemaligen Bürgermeister, Künstler und Hausherren des MuFuKu Gerhard Bruckmüller. Auch Bruckmüllers Frau Susanne ist unter den Diskussionsteilnehmer/innen. Nach ihrer persönlichen Wunschvorstellung für die Kultur Oberösterreichs in 10 Jahren befragt, sagt sie: „Seit 2009 hat sich vieles gut entwickelt, wir sind gut aufgestellt. Die Vereinskultur floriert, aber auch die bildende Kunst darf nicht ausgehungert werden. Die bunte Vielfalt soll weiterhin bestehen bleiben.“

  

Vieles wird besprochen, beispielsweise die Stärkung des Ehrenamts, das Zulassen anderer Sichtweisen und auch das Thema, Krisen als Chancen zu sehen. Wichtig für Oberösterreichs Kulturentwicklung, so Andreas Murauer, wird es sein, Toleranz anderen Kulturen gegenüber zu fördern und sie nicht zurückdrängen zu wollen: „Das Verständnis für die eigene und aber auch für fremde Kulturen muss geschaffen werden.“ Das ist ein schöner Satz des Abschlusses dieses Abends, denn die Zeit der zweiten Diskussionsrunde ist ohnehin vorüber. Die verschriftlichten Ergebnisse werden gesammelt, die Plakate wieder ausgehängt und die Inputs werden in den Entwicklungsprozess einfließen. Beim anschließenden Gespräch wird noch weiter über Gegenwart und Zukunft diskutiert. Und auch über Markus Mosers Ausstellung wird gesprochen. Danke an Weibern für die Gastfreundschaft. 

Text: Ulrike Haider-Schwarz

Foto: Elisabeth Mayr-Kern