Ein Montag in Pregarten. Genauer genommen, Montag, der 16. September 2019, in der Bruckmühle in Pregarten. Der Ort für die Premierenveranstaltung der regionalen Diskussionsdialoge, die einen essenziellen Bestandteil des Entwicklungsprozesses des neuen Kulturleitbildes für Oberösterreich darstellen, ist ein guter. Denn die Bruckmühle beheimatet die Landesmusikschule und den Musikverein Pregarten, beherbergt eine Galerie inklusive Kunstsammlung und bietet ausreichend Raum für zahlreiche kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art. Ein guter Ort also, um darüber zu sprechen, wo die „Kulturreise“ Oberösterreichs in Zukunft hingehen soll.
Der Veranstaltungssaal füllt sich. Die Gäste finden sich an Arbeitstischen wieder, an denen sie zu jeweils viert Platz nehmen. Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer betont bei seinen einleitenden Worten die Wichtigkeit eines neuen Kulturleitbildes, denn in den vergangenen Jahren hat sich vieles im Kunst- und Kulturbereich verändert, in den Ansprüchen, aber auch in den Möglichkeiten und Ausdrucksformen: „Deshalb ist es an der Zeit weiterzudenken und gemeinsam ein neues Kulturleitbild zu erarbeiten.“ „Das Kulturland in Oberösterreich ist sehr vielschichtig, es ist vielfältig und wird in den Regionen breit getragen. Und deshalb wollen wir in der Erarbeitung des neuen Kulturleitbildes in die Regionen gehen und ins Gespräch kommen.“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer weiter.
Die Erwartungen der Diskussionsteilnehmer/-innen sind so vielfältig, wie ihr kultureller Background. Rosa Strauss, Obfrau der Goldhaubengruppe Schwertberg, und ihre Begleiterinnen sind neugierig auf den Austausch: „ ‚Kultur neu denken‘, das hat uns angesprochen. Wir möchten Altes mit Neuem vereinen, Altes neu interpretieren und in die Zukunft überführen. Uns liegt daran, Kultur und Brauchtum zu verbinden. Deshalb sind wir heute hier.“ Ernst Demmel ist Ersatzmitglied des im Juni neu konstituierten Landeskulturbeirats für den Fachbeirat „Regionale Kulturentwicklung“ und geht erwartungsoffen in den ersten Diskussionsdialog: „Ich hoffe auf einen breiten Querschnitt vieler Kulturbereiche, dass die Diskussion auf einem Miteinander basiert und nicht auf einem Gegeneinander und, dass die Erwartungen an die Kulturentwicklung im Land klar formuliert werden können.“
In der ersten Runde wird an den Tischen angeregt darüber diskutiert, was Kunst und Kultur in Oberösterreich und seinen Regionen ausmacht, was wichtig ist, was es wert ist bewahrt zu werden, und was sich in den letzten Jahren an Neuem entwickelt hat. Hanno Strigl ist in seiner Funktion als Mitglied des Ausschusses für Kultur- und Tourismusangelegenheiten der Gemeinde Alberndorf in der Riedmark in Pregarten und sein großes Anliegen ist es, vor allem den „kleinen Projekten eine Stimme und eine Plattform zu geben.“ Ähnlich sieht das auch der Präsident des Österreichischen Cavallerie-Verbands Franz Prandstätter, der die mannigfaltige Vielfalt der Österreichischen Kulturlandschaft hervorhebt und sich für die Zukunft wünscht, dass dieser kulturelle Reichtum bewahrt bleibt. Prandstätter dazu: „Es braucht unterstützende Lösungen, um Kulturinitiativen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen würden, zu erhalten und zu fördern.“
In der zweiten Diskussionsrunde blickt man nun in die Zukunft. Manuela Eibensteiner ist Künstlerin und Hinterglasmalerin und betreibt in der Freistädter Altstadt ein Atelier. Für sie ist es wichtig, Grenzen im Kopf zu beseitigen und bürokratische Hürden abzubauen. „Dann ist es auch möglich, Neues zu schaffen und gleichzeitig die Tradition zu erhalten.“, so die gebürtige Waldburgerin. An einem anderen Tisch haben sich vier Herren zusammengefunden, die ebenfalls sehr intensiv an der kulturellen Vision Oberösterreichs arbeiten. Carl Philip Clam-Martinic, Niklas Salm-Reifferscheidt, Markus Presenhuber und Peter Schaumberger kommen aus unterschiedlichen kulturellen Richtungen und haben deshalb natürlich auch unterschiedliche Erwartungen an die Kulturentwicklung des Landes. Ortsbildschutz, Orts- und Dorfentwicklung und die Bedeutung des Ehrenamts im Kulturbereich sind ebenso Gesprächsstoff wie die Notwendigkeit von Kulturvermittlung in jungen Jahren und die Gefahr, dass die elementaren Merkmale der oberösterreichischen Kulturlandschaft verwässern könnten. Auch eine sinnvolle und nachhaltige Symbiose aus Kultur und Tourismus als auch das Einbeziehen der Wirtschaft in die Kulturentwicklung werden thematisiert.
Die auf Plakaten niedergeschriebenen Ergebnisse dieser ersten Diskussionsveranstaltung wurden nach Abschluss der angeregten Gesprächsrunden im Foyer der Bruckmühle ausgehängt. Sie finden im weiteren Entwicklungsprozess des Kulturleitbildes Eingang. Der nächste regionale Diskussionsdialog findet schon kommenden Freitag, 20. September 2019 im MuFuKu Weibern statt.
Text: Ulrike Haider-Schwarz
Foto: Elisabeth Mayr-Kern