Landeskulturbeirat diskutiert das neue Kulturleitbild

 

Sechs regionale Diskussionsdialoge, die in den vergangenen Wochen in ganz Oberösterreich stattgefunden haben, lieferten bereits umfassenden Input für die Erarbeitung des neuen Kulturleitbildes für Oberösterreich. Zahlreiche Gedanken und konstruktive Ideen wurden bei den Veranstaltungen in Pregarten, Weibern, Wilhering, Schärding, Vöcklabruck und Steyr eingebracht und fließen in den Entstehungsprozess des Kulturleitbildes ein. Beim Entwicklungsprozess nimmt auch der Landeskulturbeirat mit seinen Fachbeiräten eine wichtige Rolle ein. Zusätzlich zu den sechs regionalen Diskussionsdialogen fanden sich am 19. November 2019 Mitglieder und Ersatzmitglieder in den Linzer Redoutensälen ein, um Inhalte des neuen Kulturleitbildes vertiefend zu diskutieren. Der Vorsitzende des Landeskulturbeirats, Josef Stockinger, bekräftigt bei seinen Begrüßungsworten: „Die Impulse aus den Regionen sind sehr vielfältig und gehen sowohl in die Tiefe als auch in die Breite. Sie sollen nun um die Sichtweise des Kulturbeirats ergänzt werden.“ Während man sich in den Regionen vor allem mit der Gegenwart und Zukunft der oberösterreichischen Kultur beschäftigte, schließt die Veranstaltung in den Redoutensälen den inhaltlichen Kreis zur Auftaktveranstaltung im Mai 2019, bei der die sechs Themenbereiche künstlerisches Schaffen im 21. Jahrhundert, kulturelle und künstlerische (Aus-)Bildung, Kunst- und Kulturvermittlung, kulturelles Erbe, Kunst und Kultur als Motor nach innen und als Botschafter nach außen sowie Avantgarde und Innovation im Mittelpunkt der Überlegungen standen. Der Fokus liegt an diesem Abend auf den konkreten fachspezifischen Inhalten und Themen des Leitbildes. Stockinger dazu: „In den Fachbeiräten ist die Arbeit voll angelaufen. Der Landeskulturbeirat hat in diesem Zusammenhang zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen. Erstens geht es darum, den Kulturleitbildprozess zu begleiten und zweitens erste kräftige Impulse zu setzen, indem Ideen und Maßnahmen kulturpolitisch umgesetzt werden.“

 

Die Vorgehensweise der Diskussionen wurde in Anlehnung an die Regionsdiskussionen ähnlich gestaltet, wobei nicht zu zwei, sondern zu drei Themenblöcken die Gedanken verschriftlicht werden. In der ersten Runde beschäftigen sich die Diskussionsteilnehmer/-innen mit der Frage, worauf Oberösterreichs Kultur steht und welches kulturelle Erbe wir tragen. Das beinhaltet auch darüber nachzudenken, wie man Tradition(en) weiterentwickeln kann und wie ehrenamtliches Engagement in Zukunft belebt werden könnte. Christine Huber, Vorsitzende des Fachbeirats IV für Volkskultur, Brauchtum und Heimatpflege des Landeskulturbeirats meint beispielsweise: „Der Stellenwert des kulturellen Ehrenamts muss gestärkt werden, das könnte z. B. durch Anrechenbarkeit bei Bewerbungen, ähnlich wie bei ehrenamtlicher Tätigkeit im Rettungsdienst, erreicht werden.“

 

Der zweite Themenblock, der zur Diskussion steht, beschäftigt sich mit den Fragen nach kultureller und künstlerischer (Aus-)Bildung und wie Kulturvermittlung zukunftsfähig gestaltet werden kann. Dahingehend wird auch besprochen, welchen Bildungsauftrag Oberösterreichs Kultur- und Kunstvermittlung hat und wie die (Aus-)Bildungspyramide der Zukunft in künstlerischer und kultureller Hinsicht angelegt werden kann. Markus Kaiser-Mühlecker, selbstständiger Filmemacher und Ersatzmitglied des Landeskulturbeirats, stellt fest: „Es muss für alle Künste Platz sein. Neben dem Landesmusikschulwerk kann ich mir ein Landesmedienwerk vorstellen.“ Dass sich im neuen Kulturleitbild alle kulturellen und künstlerischen Bewegungen wiederfinden sollten, davon ist auch Andreas Gatterbauer, Musiker, selbstständiger Musikproduzent und ebenfalls Ersatzmitglied im Landeskulturbeirat, überzeugt: „In der Methodik des Entstehungsprozesses muss man dahingehend bemüht sein.“

 

In der dritten Runde spricht man über künstlerisches Arbeiten im 21. Jahrhundert und darüber, welche An- und Herausforderungen künstlerisches Arbeiten in Zukunft haben wird. Christine Huber sieht zukünftig vor allem in der Digitalisierung eine Herausforderung: „Wie man mit der Digitalisierung umgeht und wie sie mit Kultur verbunden werden kann, darüber müssen wir uns Gedanken machen.“ Auch die Vernetzung von Kultur, Wirtschaft und Tourismus muss in Zukunft intensiv bedacht werden. Wie Kultur den öffentlichen Raum für sich gewinnen kann und dieser bespielt werden kann, sind ebenfalls aktuelle Themen, die zukünftig stärker berücksichtigt werden sollten, so Christine Huber. Ergänzend sagt sie: „Wir sollten uns ebenfalls mit der Verbindung von Baukultur und Ökologie auseinandersetzen und welchen Beitrag Kultur leisten kann zukünftig auch dahingehend nachhaltig zu sein.“ Was Kunst und Kultur für Orts- und Regionalentwicklung bedeutet wird in den Gruppen abschließend erörtert. Auch dazu hat Christine Huber eine klare Meinung: „Auch im Fachbeirat haben wir das Thema der Dorfentwicklung bereits besprochen. Kulturelles Angebot in den Regionen ist sehr wichtig für Oberösterreich, die Vielfalt lebt von den dezentralen Angeboten.“

 

Im großen Plenum des Landeskulturbeirats im Jänner 2020 werden wesentliche Ergebnisse aus dem Prozess für ein neues Kulturleitbild präsentiert, wie z. B. die Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Studie. Alle Thesen der regionalen Diskussionen, sowie der Diskussion im Landeskulturbeirat und die Fotodokumentationen sind bereits auf der Website www.kulturleitbild.at unter der Rubrik "Termine" veröffentlicht.